Eine telefonische Befragung ist weniger aufwendig als ein persönliches Interview, so dass mit den gleichen Mitteln mehr Personen befragt werden können.

Die Dauer der Befragung muss kurz sein und soll den Umfang von 10 Minuten i.d.R. nicht überschreiten. Eine Ausnahme bildet die Befragung nach vorheriger Terminabsprache, wenn der Studienteilnehmer/die Studienteilnehmerin bereits kontaktiert wurde und sich zur Teilnahme bereit erklärt hat. In diesem Fall kann das Interview auch deutlich länger dauern und die Befragung fällt eher unter die Rubrik persönliches Interview.

Im Folgenden wird der Fall betrachtet, dass das telefonische Interview ohne vorherige Kontaktaufnahme durchgeführt wird.

Inhaltsverzeichnis

fu:stat bietet regelmäßig Schulungen für Hochschulangehörige sowie für Unternehmen und weitere Institutionen an. Die Inhalte reichen von Statistikgrundlagen (Deskriptive, Testen, Schätzen, lineare Regression) bis zu Methoden für Big Data. Es werden außerdem Kurse zu verschiedenen Software-Paketen gegeben. Auf Anfrage können wir auch gerne individuelle Inhouse-Schulungen bei Ihnen anbieten.

Studienteilnehmer

Die Studienpopulation kann geographisch (z.B. eine bestimmte Vorwahl) oder inhaltlich (z.B. Mitglieder eines Vereins) definiert werden. Durch eine Gleichverteilte Auswahl anhand von Telefonnummern ist die Chance eine zufällige Stichprobe zu ziehen so hoch wie mit keinem anderen Befragungsinstrument, denn jede Person, die ein Telefon hat und zur Studienpopulation gehört, hat die gleiche Chance angerufen zu werden. Daher beruht eine potentielle Verzerrung hauptsächlich auf unterschiedlicher Teilnahmebereitschaft (z.B. hat eine Hausfrau unter Umständen mehr Zeit für ein Interview als ein Manager).


Vorbereitung

Wenn die Befragung im Rahmen der ersten Kontaktaufnahme stattfindet, so enthält das Telefonat drei Phasen: Information zur Studie, Bitte um Teilnahme und zuletzt die Befragung selbst. Die erste Phase der Information entscheidet über die Teilnahmebereitschaft und muss ebenso gründlich vorbereitet werden wie die Befragung selbst. Studienziel und Studienbeteiligte müssen in leichtverständlicher Sprache, dabei gleichzeitig umfassend und nicht zu langatmig erläutert werden. Die Motivation zur Teilnahme wird durch Information und Herstellung eines persönlichen Bezugs (Interesse) des Teilnehmers zum Thema gestärkt.

Die Fragen sowie die Antwortmöglichkeiten werden konkret ausformuliert und vom Interviewer vorgelesen. Da es keine Möglichkeit gibt, dass der Interviewte selbst mitliest, sind Verständlichkeit, einfacher Satzbau und kurze Fragen sehr wichtig. Auch sollte es nicht zu viele Antwortmöglichkeiten geben, denn das macht die Befragung unübersichtlich. Die Fragen liegen dem Interviewer so vor, dass er sie mühelos ablesen kann und alle Antwortmöglichkeiten stets im Blick hat. Die Daten werden am besten vom Interviewer elektronisch über eine ebenfalls übersichtliche Eingabemaske erfasst.


Befragung Politbarometer 2013

Befragung Politbarometer 2013

Typischer Fragebogen einer Telefonbefragung der Forschungsgruppe Wahlen. Anweisungen für die Interviewer/Interviewerinnen werden angegeben (hier sollen z.B. die Antwortmöglichkeiten für die erste Frage explizit nicht vorgelesen werden). Interviewer/Interviewerinnen müssen die Filterführung (gekennzeichnet durch =>) beachten.


Quelle: Jung, Matthias; Schroth, Yvonne; Wolf, Andrea (2015): Politbarometer 2013 (Kumulierter Datensatz inkl. Kurzbarometer). GESIS Datenarchiv, Köln. ZA5677 Datenfile Version 1.1.0, doi:10.4232/1.12171.




Auch beim telefonischen Interview wird nicht vom Wortlaut der Fragen und Antworten abgewichen. Allerdings besteht die Möglichkeit, weitere Erläuterungen abzugeben, wenn der Teilnehmer/die Teilnehmerin nachfragt oder mit der Antwort unsicher ist.


Interviewerschulung

Es ist notwendig, die Interviewer/Interviewerinnen vor Beginn der Befragung intensiv zu schulen. In dieser Schulung werden die Fragen und Antwortmöglichkeiten sowie der Umgang mit verschiedenen Situationen abgestimmt und eingeübt. Hier ist besonders die Anfangsphase des Telefonats, in der die Teilnehmer/Teilnehmerinnen zur Teilnahme motiviert werden, eine Herausforderung. Klare Vorgaben der Studienleitung sind hier ebenso erforderlich (vorgegebener Text, welche Reaktion in welcher Situation) wie das Durchspielen verschiedener Situationen.

Die Interviewer/Interviewerinnen sollen mit den fachlichen Inhalten der Befragung vertraut sein, damit sie mit Kommentaren umgehen und Nachfragen beantworten können. Eine ausgesprochene Fachexpertise ist jedoch nicht unbedingt erforderlich, da dies von den Teilnehmern/Teilnehmerinnen in der Regel nicht erwartet wird (Callcenter-Situation).

Höfliches und kompetentes Auftreten ist ebenfalls notwendig, um eine Befragung erfolgreich durchzuführen, denn es ist möglich, dass ein Studienteilnehmer/eine Studienteilnehmerin die Antwort einer Frage vermeiden möchte oder die Befragung vorzeitig beenden möchte. Der Umgang mit solchen Situationen sollte in der Schulung besprochen und ggf. trainiert werden.


Fazit

Die telefonische Befragung ist besonders dann gut geeignet, wenn eine eher geringe Anzahl von Informationen über möglichst viele Personen erfasst werden soll. Außerdem sollen diese Personen über das Telefon gut erreichbar sein. Eine telefonische Befragung ist verbindlicher als eine Umfrage per Post oder über das Internet, die zu erwartende Datenqualität höher. Der höhere Aufwand kann also durch eine qualitativ bessere Datenbasis gerechtfertigt werden.

Wie beim persönlichen Interview ist die Bereitschaft, sensible oder personenbezogene Informationen preiszugeben, geringer als in einer schriftlichen Umfrage.

Hingegen ist die Responserate fast so hoch wie bei der persönlichen Befragung. Die Möglichkeit, mit Incentives zu arbeiten, ist beim telefonischen Interview beschränkt. Die Zusendung eines individuellen Berichts sollte jedoch standardmäßig angeboten werden.

Bildergalerie

  • Keine Stichwörter