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Begreift man Praxis als weitgefassten Begriff, fallen mindestens drei Erfahrungsräume unter die außeruniversitären Praxiserfahrungen. 


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titleBiographische Erfahrungen

Unter die biographischen Erfahrungen fallen alle persönlichen Erfahrungen, die angehende Lehrkräfte während ihrer Kindheit und Jugend und dabei auch in ihrer eigenen Schulzeit machen. Die schulbiographischen Erfahrungen lassen sich jedoch nicht von den allgemeinen biographischen Erfahrungen und Prägungen trennen, da Schule als Teil dieser Gesellschaft diese nicht ausblendet und in ihrer Selektions- und Allokationsfunktion ebendiese sogar reproduziert. Hierbei ist vor allem die Identität der einzelnen Lehramtsstudierenden hervorzuheben. Welchen familiären Hintergrund haben sie, welches kulturelle Kapital (vgl. Bourdieu 1993) besitzen sie und in welchem Milieu sind sie verortbar. An dieser Stelle greifen verschiedene Heterogenitätskategorien, die nicht parallel nebeneinander verlaufen, in einem intersektionalen Verständnis ineinander. Dazu gehören unter anderem race, gender und class, aber auch Religion, Körper oder Gesundheit. 

Wenngleich das Lehramtsstudium vergleichsweise heterogen ist und sogar als typisches Studium für Kinder aus Nicht-Akademiker*innen Familien gilt, ist es immer wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass alle Lehramtsstudierenden auf irgendeine Art und Weise ihre Hochschulreife erworben haben und somit eher auf der Gewinner*innen- auf jeden Fall aber nicht auf der Verlier*innenseite des Bildungssystems stehen. 

Die Erfahrungen, die die Studierenden in der Schule gemacht haben sind dementsprechend genauso vielfältig, wie die Studierendenschaft selbst. Jedoch weitaus weniger vielfältig als die Gesamtgesellschaft und damit (je nach Kontext) weniger vielfältig als die spätere Schüler*innenschaft. Diese Erfahrungen sind jedoch erstmal unbewusst. Sie bringen eine Fülle impliziten Wissens und damit eine mindestens genauso große Fülle von Vorannahmen über das Konstrukt Schule und ihre Funktionsweisen mit sich, welche sich zusammen mit dem familiären und sozialen Hintergrund zu subjektiven Theorien (Wahl 1991, Wahl 2005) und intuitiven Überzeugungen (Patrick & Pintrich, 2001) ergänzen. Werden diese Vorannahmen nicht konterkariert und Irritationen hergestellt, werden Innovationen aus den (Fach-)Didaktiken und der Pädagogik in einem geringeren Maß als wertvolle Lernangebote wahrgenommen (Pajares, 1992). Schlimmstenfalls findet im Anschluss an das Studium und einhergehend mit dem sogenannten Praxisschock eine Reproduktion der eigenen Erfahrungen statt. (vgl. Wahl 1991 S. 65 - 86, Wahl 2005 S.13)

Des Weiteren müssen auch Schulerfahrungen von nahen Verwandten insbesondere eigenen Kindern und jüngeren Geschwistern berücksichtigt werden. Je enger man diese Kinder/Jugendlichen bei ihren Schulerfahrungen und Lernprozessen begleitet, desto stärker ist auch die Tendenz diese Erfahrungen zu generalisieren.


Zu den Biographischen Erfahrungen


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titleBerufliche & ehrenamtliche Erfahrungen

Eine Umfrage der Dahlem School of Education an der FU Berlin hat ergeben, dass 53% der Studierenden im Lehramt nebenberuflich Erfahrungen in einem pädagogischen Bereich sammeln. Den größten Anteil daran haben Studierende, die Nachhilfe geben ein weiterer signifikanter Anteil arbeitet jedoch auch direkt in Schulen als Hilfslehr- bzw. PKB-Kraft, als Schulhelferin oder in der Durchführung von Projekten und Workshops. Dies geschieht zum Teil aus dem Wunsch nach mehr Praxis im Lehramtsstudium und zum Teil aufgrund der finanziellen Anreize. Darüber hinaus engagieren sich 37% der Studierenden ehrenamtlich in einem pädagogischen Kontext oder haben in ihrem FSJ mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet. (Stand Sommersemester 2019) 


Im Gegensatz zum Praxissemester werden diese Erfahrungen im Studium jedoch nicht begleitet und somit in den meisten Fällen wenig bis gar nicht reflektiert. Darüber hinaus ist es möglich, schon zu einem frühen Zeitpunkt im Studium besagte Tätigkeiten auszuführen. So entwickeln sich professionelle Überzeugungen unabhängig von aber parallel zum Studium und haben somit auch einen Einfluss auf das Studieren und die professionellen Überzeugungen der angehenden Lehrkräfte.


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titleFreiwillige Lerngelegenheiten

Eine weitere Ebene der außercurricularen Praxiserfahrungen sind die vielfältigen Angebote und Möglichkeiten für angehende Lehrkräfte sich fortzubilden. Grundsätzlich ist es natürlichbegrüßenswert, wenn sich Lehramtsstudierende der FU neben ihrem Studium freiwillig mit ihrem zukünftigen Beruf beschäftigen.



Wie finde ich die Praxiserfahrungen meiner Studierenden heraus?