Am 28. Januar 2022 laden wir zu einem fachbereichsweiten Mittelbautreffen ein, von 14 Uhr s.t. bis 15 Uhr per WebEx. Es soll vorrangig um die uns akut und langfristig betreffenden Aspekte der Novellierung des Berliner Hochschulgesetzes gehen. Dazu möchten wir als eure VertreterInnen im Fachbereichsrat euch hier die Möglichkeit geben, uns vorab ein Stimmungsbild zu geben (gerne auch anonym, wenn ihr möchtet). (Links zu) Informationen zur Novelle findet ihr hier auf dem Wiki. Die folgenden Fragen sollen als Diskussionsanstoß dienen, ihr dürft aber natürlich gern auch alles andere kommentieren, was euch in diesem Zusammenhang wichtig erscheint.

  1. Bist du akut oder mittelfristig von der Novelle betroffen? Was sind deine Probleme/Sorgen/Frustrationen?
  2. Wie stellst du dir generell das Verhältnis von Prä- und Post-Docs vor? Wer sollte Dauerstellen haben? Unter welchen Bedingungen?
  3. Wie bewertest du das Spannungsverhältnis zwischen dem Prinzip der Bestenauslese und der Universität als solidarischer (familienfreundlicher) Arbeitgeberin?
  4. Wie denkst du über die Pluralität der akademischen Berufsformen: selbstständige Lehre; Wissenschaftsmanagement und unabhängige Forschungsgruppenleitung?

Wir freuen uns über eure Kommentare!

2 Kommentare

  1. Liebe alle, vielen Dank für Eurer Engagement. Ich kann leider heute nicht dabei sein, finde es aber sehr wichtig, dass die Ausgestaltung der neuen Gesetzeslage nicht einfach der Hochschulleitung überlassen wird, sondern dass wir als Betroffene uns auch zu Wort melden. Ich gehe Eure Fragen durch:

    1. Nein, ich bin nicht mehr von der Novelle betroffen. In den letzten Jahren, in denen ich immer nach WissZeitVG befristete Verträge hatte, habe ich gerade in den Geisteswissenschaften ein immer stärkeres Gefühl fehlender Wertschätzung gehabt: Die Logik ist sehr häufig „Professor:in werden nur die sehr guten Wissenschaftler:innen, wer (noch) nicht Professor:in ist, ist auch (noch) nicht sehr gut.“ 15 Jahre akademische Ausbildung sind praktisch egal, wenn Du am Ende nicht erhoben wirst, und ob das passiert, hängt nach meiner Erfahrung wesentlich vom Einfluss der jeweiligen professoralen „Betreuer:in“ (ein echter Euphemismus angesichts des Alters und der Ausbildung der Betroffenen) ab. Ich habe das oft als demütigend empfunden.
    2. Ich halte die starke Hierarchisierung von Forschungseinheiten für Unsinn. Es sollten Teams gebildet werden, in denen jede:r (inkl. der Professor:innen) festgelegte Aufgaben hat. Ich denke, Postdocs sind für die Ausbidlung von Praedocs wichtig, weil sie ausreichend Zeit haben, sich gemeinsam mit diesen etwa mit Fragen der Lehre und vertieft mit methodischen Diskussion zu befassen. Fragen der Karriereförderung und der wissenschaftlichen Ausrichtung sollten weiterhin mit den betreuenden Professor:innen besprochen werden. Hier haben Postdocs nichts auszurichten, weil sie selbst noch im Karriereprozess stecken.
    3. Ich halte den Begriff der ‚Bestenauslese‘ in diesem Zusammenhang für falsch. Es sind ohnehin nur diejenigen mit den besten Abschlüssen, die eine wissenschaftliche Karriere aufnehmen können. Der Anspruch, sich immer weiter als der/die Beste beweisen zu müssen, führt nur zu durchgearbeiteten Nächten, fehlendem Urlaub, schwieriger Familienplanung, Frust und Angst. Nichts davon ist dem klaren Denken zuträglich, zudem haben Männer aufgrund von Sozialisierung und gesellschaftlicher Stellung (Kinderbetreuung!) in diesen Zusammenhängen häufig einen Vorteil gegenüber Frauen. Außerdem schreibt es die Vorstellung von den Professor:innen als den ‚Besten der Besten‘ fort. Ich glaube, dass zu einer wissenschaftlichen Laufbahn bestimmte Elemente gehören, etwa eine bestimmte Anzahl von Publikationen, das Erreichen von Ausbildungszielen (Promotion, Habilitation) und das Engagement in der akademischen Lehre. Unter denjenigen, welche diese Voraussetzungen erfüllen, sollte Gleichheit herrschen.
    4. Ich finde das an sich reizvoll, aber man sollte sich klarmachen, dass diese Berufe in ihrer konkreten Ausübung oft nicht viel miteinander zu tun haben. Ein hohes Lehrdeputat stellt völlig andere Anforderungen als die Koordination etwa eines SfBs. Beides hat wenig mit tatsächlicher wissenschaftlicher Arbeit zu tun. Forschungsgruppenleitungen sind i.d.R. kompetetiv vergebene Posten und scheinen mir eher nicht das zu sein, was Postdocs ohne Professur werden machen müssen/dürfen/können.
  2. Sirin Dadas sagt:

    Liebe alle, auch von meiner Seite ein großes Dankeschön für Euer Engagement und für das Protokoll, das es mir möglich gemacht hat, einen Einblick in eine wichtige Sitzung zu gewinnen, an der ich kurzfristig leider nicht teilnehmen konnte. Ich teile zentrale Ansichten, die im Protokoll festgehalten oder hier im Wiki von Johannes geäußert wurden. Auch eine Erhebung der Tätigkeitsfelder, um konkreter Vorschläge für mögliche Ausgestaltungen von Dauerstellen unterbreiten zu können, halte ich für eine sehr kluge Idee. Ich wollte noch in die Runde werfen, dass auch das stärkere Erwägen von Jobsharing im universitären Bereich etwas sein könnte, das es ermöglicht, die professorale Ebene zu verbreitern (ggf. nicht nur diese, aber hier scheint mir das Problem besonders gegeben zu sein) und insbesondere Familie und Beruf besser in Einklang zu bringen (hier ein interessantes Interview: https://jobsharing-hub.de/jobsharing-in-der-wissenschaft-von-den-un-moeglichkeiten-einer-geteilten-professur/).

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