DHd 2022 Tag 1 (7.3.2022)

Workshop 1a: Ethisch - transparent - offen: Die CARE-Prinzipien und ihre Implikationen für geisteswissenschaftliche FDM-Services (Notizen von Cosima)

Zeit:
Montag, 07.03.2022: 14:00 - 18:00

Organisator*innen: Katrin Moeller, Sibylle Söring, Sabine Imeri, Marina Lemaire, Nils Reichert

Concept Board: https://app.conceptboard.com/board/cgc0-s06z-r3rp-t4oe-cemg

Ziel Workshop: Aus der Praxis Bsp. erfassen, welche Fragestellungen treiben uns um? Langfristig: use-cases sammeln (Personen-sensible Daten etc.) hierzu FOrmular zum melden: https://www.esciences.uni-trier.de/fallbeispielen-care-ethik/ 

Vortrag Sabine Imeri: Einführung in die CARE Prinzipien

  • Kooperation mit Qualiservice
  • CARE nicht ohne weiteres übertragen auf Anderes als indigenous data zu verwenden
  • als IMpuls nutzen, um sich über Bedeutung von CARE zu verständigen
    • Was haben wir davon, was können wir davon lernen?

→ gemeinsame Richtlinie erarbeiten, wie man ethisch mit FD in den Geisteswissenschaften umgehen kann.

  • CARE ist als komplement zu FAIR gedacht, setzt FAIRe Daten voraus. Geht aber dezidiert um indigene Daten, Daten die sich auf indigene Gemeinschaften "auswirken"...
  • Deutsche Übersetzung der CARE Principles: https://zenodo.org/record/5995059#.YiYHhd_MI2w
  • CARE 2019 publiziert, kommt gerade erst in Debatte und Umsetzung
  • CARE wird wesentlich von Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen getragen, die aus indigenen Gemeinschaften kommen.
  • Zugang indigener GEmeinschaften zu Daten kann sehr begrenzt sein, Frage von Repräsentation, welche Daten werden mit welchem Zweck erhoben...

  • Beteiligung indigener Communities grundlegend
  • Welche SChritte können Einrichtungen gehen um angemessen damit umzugehen?
    • Beispiel "Traditional Knowledge Labels"
    • Intiative "Local Context"

  • Stichwort: Lokale Repatriierung, Traditional Knowledge Labels der Library of Congress als Beispiel→ aufwändig, benötigt langfristiges Engagement
  • SI will CARE nicht parallel mit FAIR verwenden, auch wenn das Interesse weit über indigene Daten heraus geht.
    • Die Urheber von CARE befürchten, dass sonst Ihr Anliegen verwässert wird...
    • Was angesprochen wird ist wichtig, wir müssen uns damit systematisch auseinandersetzen.

Was nehmen wir von CARE mit?

  • CARE weitet auf positive Nutzung von Daten für "Beforschte" aus
  • Wir reden hier über kollektive Gruppen, nicht so sehr Individuen, wie bei Datenschutz
  • Machtasymmetrien beim Zugang zu Daten ausbalancieren

Formulierung allgemein gültiger Leitlinien für FDM wünschenswert, aber reicht nicht aus, wenn konkrete Fälle in den Blick kommen.

Das konkrete Abarbeiten von "Check-Boxen" für Leitlinien wird nicht ausreichen... Geht auch um Verständnis, dass dies eine laufende Aufgabe im gesamten Forschungsprozess ist. Immer wieder neu verhandeln, was zum Teil erst während des Forschungsprozesses auftaucht. Was heute festegelegt wurde, entspricht in 20 Jahren vielleicht nicht mehr der Konvention...

Von Katharina Hering an alle 02:47 PM
Ergaenzend zu Sabine Imeri's Vortrag auch dieser Link zu der Mukurtu Plattform, die ein wichtiges Instrument ist, um das digitale Erbe von indigenen Communities zu verwalten. Mukurtu wird inzwischen auch von anderen Communities genutzt, deren digitales Erbe ethisch und autonom verwaltet werden soll, z.B. LGBTQI* Communities:   https://mukurtu.org/

Wird auch schon über Mukurtu hinaus genutzt.

Es geht darum anderen Sichten auf die Welt raumzugeben.

Problem: "Indigene" als Bezeichnung sehr anglophones Verständnis... Beispiel Menschen in Nigeria... Gibt noch viele andere postkoloniale Kontexte, die man im konkreten Fall anschauen muss.

CARE ist Interessen-geleitetes Konzept, es geht um Aushandlung von unterschiedlichen Interessen. IMmer zentraler Punkt bei FOrschungs-Ethik! Wer verfolgt welche Interessen?

Punkt "Daten-Souveränität" auch hierzulande in der Diskussion: dürfen im Rahmen der digitalen Stadt Kommunen Rechte haben an Daten?


Fallbeispiel 1: Bericht aus der Forschung von Kathrin Pfeiffer, Henning Schreiber Asien-Afrika Institut, Oral History Archiv in Gambia als FDM Bsp.

Gambia kleinstes Land in Afrika, 2,5 Mio Einwohner*innen

NCAC Archiv: 5000 Tonbandaufnahmen, 1200 Transkriptionen von Audioaufnahmen, 80% in Madinka

Tonbänder wurden in Hamburg und Gambia digitalisiert, Manuskripte wurden abgetippt

Vor den Digitalisierungsarbeiten musste Re-Organisation von kooperierendem afrikanischem Archiv in  Bezug auf Katalogisierung geschehen

Institut Hamburg trat als dienstleistender Partner auf

  • Gedanke von "self-care": das Archiv in Gambia verpflichtet Forschende, Kopie ihrer Daten, die sie in der Forschung im Archiv/aufbauend auf den Daten im Archiv, zur Verfügung zu stellen


Fallbeispiel 2: Verena Nägel Oral History als audio-visuelle Interviewdaten

Themenfeld: NS/ Holocaust, aber auch Colonia Dignidad, DDR Geschichte, aktuell DFG Projekt Erstellung Plattform Audiovisuelle Daten

Widerspruch von Anonymisierung aus Gründen des Schutzes der Personen aber auch dem Bedürfnis der Befragten, Selbstzeugnis ablegen zu wollen...

Gefahr Missbrauch der audiovisuellen Daten: aktuelles Beispiel Durchsuchung von "Memorial" in Moskau, Beschlagnahmung Materialien aus gemeinsamem Projekt...

→bei aktuellen Problemen, solche Interviews NICHT ins Internet stellen (Bsp. Interviewprojekt zu Syrien, Menschen ihre Geschichte erzählen lassen). Solche Projekte kann man nicht so veröffentlichen, müssen in geschütztem Raum sein. Metadaten publizieren ok, aber nicht Interviews selbst.

Beispiel CARE Anwendung: für Holocaust Überlebende nicht anwendbar, sprechen ja nicht aus "einer" Stimme... Sind individuelle Fälle.

Von Doris an alle 04:06 PM
https://www.cedis.fu-berlin.de/services/e-research/digitale-interviewsammlungen/index.html
https://www.fu-berlin.de/sites/erlebte-geschichte/interviews/einverstaendnis/index.html

https://www.oralhistory.org/
https://www.oralhistory.org/oha-statement-on-ethics/


Fallbeispiel 3: THomas Henne → Rechtsgeschichte, Archivrecht, Geschcihte Antisemitismus in der Justiz- und Rechtswissenschaft (war auch mal in Japan)

Forschugnsdaten-Recht: gibt es noch gar nicht als Rechtsgebiet mit Expert*innen/Professuren

FD Recht muss nicht bei Null beginnen, denn Archivrecht hat seit Jahren gute Lösungen gefunden, die sich auf FDM übertragen lassen.

Archive sind FD Zentren!

Archiv-Recht 1983 refomiert, Datenschutz sollte etabliert werden

Self-care für Datenkurator*innen: bisher gibt es dafür keine Überprüfung...

Was kann Archivrecht bieten:

  • Grundkonflikt Wissenschaftsfreieheit versus Recht informationelle Selbstbestimmung → Spannungsfeld das Kernfeld auf die Archivrecht Antwort geben kann.
    • in D immer Individualrecht (im Gegensatz zu kollektiven Rechten im US-amerik. Recht)
    • Personenbezogene Daten: Schutz der Grundrechte Staat ist verantwortlich
    • Grundrecht auf Wisenschaftsfreiheit ist nicht auf Gemeinwohl bezogen, sondern Strafrecht
      • aus politischen Gründen nicht erwünscht: rechtswidrig
    • Personen, um deren Daten es geht, sind geschützt, Recht zur Datensouveränität
    • Ist genuin staatliche Aufgabe, Abwägung zwischen Forschenden und denen, die Recht auf informationelle Selbstbestimmung haben zu regeln
    • Recht schützt die strukturell Schwächeren
    • Meine Daten gehören mir: unterstreicht Recht nicht
    • Abgabe FD an Stelle die Daten verwahrt, → Problem kann da entstehen
    • ERschließung FD ist Eingriff in informationelle Selbstbestimmung (bsp. FD LOC Traditional Knwoledge Label)
    • Auch Verwahren der Daten ist EIngriftt+Zugangsgewährung!
    • geht nur mit Zustimmung der Betroffenen (muss nicht per Unterschrift erfolgen), aber Beweislast liegt bei Datenerheber, aber auch andere Form des Nachweises ok (Zb ärztliche Einwilligung)
    • Brauchen wir Gesetz um dual use von FD zu verhindern? Zersplitterte Lage nicht so sinnvoll... Gesetz schafft Klarheit und Diskursraum (man weiss woran man sich orientieren kann). Aber die Rechtslandschaft wird dadurch nochmerh zersplittert... Grundgesetz ist wichtigster Referenzrahmen.
    • Datenschutzgrundverordnung hat Definition, was Daten sind, klar gemacht/geschärft. DSGVO ist vor alle Stärkung dessen, was schon da war.
    • Inwiefern haben die Stasi-Unterlagen das Archivrecht verändert?

      • Stasiunterlagen werden Forschungsdaten, Archivrecht ist darauf anwendbar. Ein Teil aus der Bürgerrechtsbewegung sehen das anders...


Abschlussdiskussion

Bibliotheken und Archive bekommen oft gar nicht die Macht zu entscheiden, man schaut immer zu den Juristen? Wie kann man Bibliotheken und Archive empowern, um Richtlinien zu entwickeln?

Es ist problematisch, wenn die, die die Daten besitzen, entscheiden, was ein "sinnvoller" Nutzung der Daten ist. Sollen nur schauen, ob es Grenzen gibt (auch wenn sie den Zweck für "sinnlos" halten). Es ist nicht Aufgabe von staatlicher Stelle zu entscheiden, was ertragreiche Forschung ist (Herr Henne).

Mit Blick auf die Frage, was stellen wir ins Netz, müssen Einrichtungen Position erarbeiten. Ist anders, als wenn man persönlich ins Archiv kommt und unterschreiben muß, was man mit den Daten macht... Unterschied "ins Netz pusten"... Es muss Einordnung geben (Imeri).

Von Nils Reichert (HLA) an alle 05:30 PM
@Maret Nieländer hier Informationen vom BSI zum Thema Prüfsummencheck zur Gewährleistung von Datenintegrität: https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Verbraucherinnen-und-Verbraucher/Informationen-und-Empfehlungen/Cyber-Sicherheitsempfehlungen/Virenschutz-Firewall/Pruefsummencheck/pruefsummencheck_node.html

Wie kann man die HErkunftsgesellschaften stärker einbinden? Gibt es use cases im deutschsprachigen Raum für Traditional Knowledge Labes? Wie gestalte ich den Prozess?

Imeri: Aus deutschem Kontext keine Beispiele bekannt. Aber im ethnologischen Fächern gerade viel im Gespräch...

  • Wir stehen alle in der Zeit heute. Bsp Bamian buddh. Statuen gesprengt, dem kann man sich nicht entziehen... Darauf müssen wir reagieren können. Auch Infrastrukturen müssen so gebaut werden, dass wir sie kurzfristig schließen können, wenn es nötig ist.
  • (Möller) Wichtiger Punkt: Repositorien können ANwendung Archivrecht heute gar nicht (Embargofristen)

Teilhabe bei Datengebenden stärken (Sibylle), wie kann man das machen? Bsp. für Projekte, in denen der Aspekt mitgedacht wird?

Von Maret Nieländer an alle 05:35 PM
Zum Thema unerwünschte "Vereinnahmung" von Quellen/Themen, hier z.B. der Disclaimer auf den Seiten des DTA (https://www.deutschestextarchiv.de/, unten): "Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen."

Henning Schreiber: Rolle des Forschers näher betrachten, ist anders, als wenn Daten für alle offen zur Verfügung stehen. Forschende müssen sich an Forschungsethik halten...

  • Geht laut Bundesverfassungsgericht nicht... Man mus eine "Methode" haben (Henne)
  • Freiheit des "Unsinns" muss man aushalten, auch Holocaust Leugner muss ins Archiv dürfen oder Hitlers Mein Kampf lesen dürfen. Andere gesellschaftliche Subsysteme müssen das klären
  • Aber auch durch Anonymisierung werden Daten ja schon "zensiert"...

Nils Reichert: Was wünschen wir uns von den Forschenden?


Von Maret Nieländer an alle 05:57 PM
Zu Urheberrecht und "Big data" finde ich diesen Artikel sehr hilfreich: https://zfdg.de/2020_006

AG Datenzentren will weiter den Prozess von FDM, CARE, Ethik weiter begleiten. Aufruf, daran weiter teilzunehmen! Use Cases einreichen!


Workshop 9a: Optimiertes Peer Reviewing in den Digital Humanities (Notizen von Vincent)

Zeit:
Montag, 07.03.2022: 14:00 - 18:00

Organisator:innen: Svenja Guhr, Timo Steyer, Walter Scholger, Manuel Burghardt, Lisa Dieckmann, Nils Reiter und Ulrike Wuttke

Vorbemerkung:

In Absprache mit dem DHd-Vorstand sowie dem aktuellen Programmkomitee entwickelte die Task Force eine Handreichung für das Peer-Reviewing der DHd 2022 mit weiterführenden Erklärungen der Kriterien und Empfehlungen zur Begutachtung in der DHd-Community, die bereits für den Review Prozess der DHd-Jahrestagung 2022 an die Reviewer:innen verteilt wird. Ein globales Ziel der Handreichung ist es, eine größere Einheitlichkeit in der Anwendung der Begutachtungskriterien für Beiträge in der Jahrestagung DHd-Community zu schaffen.

Diese neuen Entwicklungen und die damit verbundenen Diskussionen und Beschlüsse sind nicht immer leicht nachzuvollziehen, daher soll der Workshop ein Format anbieten, um sich über die Begutachtungspraxis der DHd und über weitere Begutachtungsformate zu informieren, einen Ort für Austausch zwischen mehr und weniger erfahrenen Reviewer:innen zu schaffen, aber auch konkret das Schreiben von Gutachten zu erproben.


Was ist gutes Reviewing/ was macht gutes Reviewing aus? Partnerarbeiten, Breakout Sessions etc. zur Diskussion

  • Mängel verbessern, Begutachtungswesen durch textliche Reviews etc.
  • Problem des sog. "Gatekeepings" → Nur positiv Begutachtetes bekommt Qualitätssiegel
  • Reviewing ist wichtig für gesellschaftliches Vertrauen!
  • Themennähe der Reviewer durch immer steigende Anzahl von Einreichungen nicht immer gegeben.
  • Open Report → Alle Reviews publizieren als mögliche Option? - In den Austausch treten, Proposals überarbeiten, offener Dialog.

Problematik der Bewertungsskala und weitere Anregungen:

Einzelne Kriterien haben einzelne Punkte; Deckelungen - Flexiblere Punktevergabe wäre evtl. besser.

Evtl. zu viele unterschiedliche Kriterien - obwohl sie einer besseren Vergleichbarkeit dienlich sind. 

Struktureller Widerspruch - Zu wenige Reviewer zu zu vielen Einreichungen - Problem der Themennähe entsteht daraus.

Gedanken aus meiner Breakout-Session:

  • Die Länge der Reviews kann zu Missverständnissen führen - Sowohl zu wenige Sätze, als auch zu viele können dementsprechend nicht genug Informationen übermitteln oder Verwirrung aufkommen lassen.
  • Abstracts sind relative Norm für DH-Themen → Abstracts in Länge evtl. anpassen?
  • Fester Reviewerstamm für Zeitschriften etc. ?
  • Großes Problem bei Reviews → Unvergütete Tätigkeit + evtl. Zeitproblematik → Zeit auf die Reviews zu antworten ist nicht immer gegeben - Entzerrung von Timelines nicht einfach, aber evtl. zielführend.

Weitere wichtige Punkte:

  • Fehlende Formate in denen neue Reviewer von bereits erfahrenen Mentoren angelernt oder unterstützt werden. → Daraus folgen Berührungsängste für potenzielle neue Reviewer:innen.
    • Mögliche neue Ansätze: Sog. "Sub-Reviewer" - Bessere Arbeitsteilung + Anleitung der Nachwuchsreviewer (Mentoringprogramm) - Stichwort: Wissenschaftliche Nachwuchsförderung

Begutachtungsvarianten:

  • Einreichungen sollten stets konstruktiv sein und Verbesserungsvorschläge im Einklang mit ehrlicher Meinung und konstruktiver Kritik beinhalten.

Beispielhafter Ablauf:

Artikel in geeignetem Journal einreichen → Bewertung durch Herausgeber + Bewertung durch Reviewer + Artikel-Überarbeitung → Annahme oder Ablehnung → Publizierung durch Herausgeber (Herausgeber können bereits vor dem Review-Verfahren Einreichungen mit absehbar mangelnder Qualität ablehnen)

Unterschiedliche Review-Verfahren:

Single Blind - Double Blind - Triple Blind( im letzteren Falle besteht vollständige Anonymität zwischen Autor:innen, Reviewer:innen und Moderationsteam.)

Alternative: Open Peer Review; Offen - Bisheriges Feedback zum Open Peer Review fiel relativ positiv aus; Größter Kritikpunkt war die Offenlegung der Identitäten

  • Offenlegung der beteiligten Personen
  • Offene Kommunikation der Ergebnisse
  • Offener Zugang für Mitwirkende + direkte u. wechselseitige Kommunikation zwischen Einreichenden und Gutachter:innen
  • Open identities + Open reports + Open participation + open interaction

Aufkommende Kritik am Peer-Review-Verfahren:

  • Intransparenz
  • Bevorzugung bekannter Thesen und Wissenschaftler:innen
  • Ausnutzung der Gutachter:innenposition für eigene Forschung
  • Hoher Zeitaufwand
  • Mangel an Anreizen und Anerkennung
  • Problematik eventueller Befangenheiten ( Verwandtschaften, berufliche Zusammenarbeiten etc.) - Durch verhältnismäßig "kleine" DH-Community besteht ein vergrößertes Risiko möglicher Befangenheit
  • Mögliche Überlastungen der Gutachter:innen
  • Nicht immer mit Open-Science vereinbar

#Es folgten vorher aufgenommene Impulsvorträge, welche in Videoform abgespielt wurden.

Impulsvorträge:

Nils Reiter(Computerlinguistik), Joelle Weis(Geschichte) und Walter Scholger(DH)

  • Wenn die einzelnen Reviews zu sehr auseinandergehen, bieten manche Formate auch Foren zum Austausch unter den Reviewer:innen.
  • Sog. "anonimity period" - 90 Tage vor Einreichung dürfen keine Pre-publishing Artikel hochgeladen werden
  • Bewerbung für Förderprogramme involvieren meist double blind Verfahren - Mangel von Alternativen
  • Grundlegendes Problem: Zeitmanagement

Im Vortrag genannte Quellen:

Ross-Hellauer T. (2018): What is open peer review? A systematic review [version 2; peer review: 4 approved].F1000Research 2017, 6:588 https://doi.org/10.12688/f1000research.11369.2 

Ross-Hellauer, T., Görögh, E. (2019): Guidelines for open peer review implementation. Res Integr Peer Rev 4, 4. https://doi.org/10.1186/s41073-019-0063-9

Ross-Hellauer T, Deppe A, Schmidt B (2017): Survey on open peer review: Attitudes and experience amongst editors, authors and reviewers. PLoS ONE 12(12): e0189311. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0189311

  • Rebuttal-Phase - Wie schreibt man eigentlich Reviews für DHd → Junior Reviewer:innen-Coaching;
  • Best Review Award als Anreiz, Kommunikation zwischen Autor:innen und Gutachter:innen
  • Handreichung für Gutachterinnen - Manuel Burghardt
  • Konstruktives Feedback, vorurteilslos und objektiv - Ton auch bei konstruktiver Kritik positiv - Feedback zu Stärken und Ausbaupotenzial
  • Persönliche Meinungsäußerungen vom Autor sollten für das Review keine Rolle spielen (pol. Befangenheit etc.

Weitere relevante Quelle:

Burghardt, Manuel, Dieckmann, Lisa, Guhr, Svenja, Reiter, Nils, Scholger, Walter, Steyer, Timo, Trilcke, Peer, & Wuttke, Ulrike. (2021). Handreichung für den Begutachtungsprozess der DHd2022. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.5093652


Abschließende Punkte:

  • Befangenheitskriterien → Harte Ausschlusskriterien(unmittelbar geplante Zusammenarbeit, Verwandtschaft, berufliche Abhängigkeiten)
  • Wichtig: Klar kommunizierte Bewertungskriterien + Konstruktives Feedback → Mischung aus objektiv-deskriptiver Rückmeldung und subjektiv-wertender Einschätzung
  • Aufbauend, mit Vorschlägen zur Verbesserung, statt demotivierend und desillusionierend!
  • Das sog. "Feedback-Sandwich" → Balance zwischen pos. und neg. Feedback: Stärken des Beitrags + konkreter Mehrwert - Schwächen des Beitrags mit Belegen unterfüttert
  • Feedback Formulierungen sollten sich ausschließlich auf Elemente beziehen auf die Autor:innen Einfluss nehmen können!
  • Sachbezogenes Feedback mit konkreten Verbesserungsvorschlägen hat größeren Mehrwert als ausschließlicher Lob oder ausschließliches Aufzeigen von Fehlern.
  • Erst beschreiben, dann bewerten - Keine Generalisierungen - Review mit Struktur: Kurzzusammenfassung, inhaltliche Kritik, Rückmeldung zur Annahme oder Ablehnung, gg.f persönliche Rückmeldung an Autor:innen


Ergänzende Notizen von Cosima Wagner vom Panel P3: Panel 3: Offen für alle(s)? -- Open Identities im Reviewprozess der DHd-Konferenz (9.3.)

Argumente für / gegen Anonymität im Review Prozess

Argumente gegen Anynomität Gutachter*innen

  • Man kann ja auch Blacklist von nicht so guten Reviews im DHd Verband erstellen und diejenigen dann nicht mehr beauftragen...

Fazit

Abstimmung in der MV.

Von Donata Gerhards an alle 03:15 PM

Ich persönlich fände die vierte Option, also die freie Entschiedung ob offen oder anonym eingereicht/reviewed wird, von Christof Schöch super! Kann man das nicht mit in die Abstimmung einfließen lassen? Trotz bisher fehlender geeigneter Tools dafür... → kann aber ConfTool noch nicht! Wäre aufwändig umzusetzen...





DHd 2022 Tag 3 (9.3.2022)

Vortrag Japanese Visual Knowledge Graph

Markus Pfeffer, Martin Roth, Zoltan Kaczuk

Ausgangspunkt: gibt kaum autoritative Daten Normdaten zu Manga, Anime, Videospielen in Bibliotheken etc. ABER viele Fan-Gemeinschaften, die Daten sammeln/erstellen. Daten in Knowledge Graph zusammenbringen → DFG Projekt

Fan Daten zusammenbringen, MIT Community zusammen Datenspeicher entwickeln, Prozess offen gestalten.

Daten kommen aus Fan Gemeinschaften, sammeln in Wikis sehr ausführlich. Gemeinsamer Workshop mit Fan-Communities

Vorgehen:

Wichtig i Projekt: rechtliche Fragen→ Lizenzen

Was wollen die Gemeinschaften?

  • Haben Bedenken, dass andere Daten "abgreifen" und verkaufen oder dass Mitglieder der Community abwandern
  • Wollen Anerkennung der Leistungen bei der Daten-Arbeit
  • viele unterschiedliche Lizenzen, die von den COmmunities vergeben wurden

Wichtig für Projekt: Daten nutzen dürfen (speichern, verarbrieten, Analysen machen)→ international gültige Lizenzen, Urheberrecht im internationalen Kontext

Einschränkung auf "non commercial" ist hier akzeptierbar, Lizenzen dürfen sich nicht ausschließen.

CC BY NC SA 4.0


Vorgehen in Zusammenarbeit mit Forschenden: tiny use cases als Fragen an die Daten


Gibt es Normdaten in japanischen Bibliotheken: NDL nur etwas zu Anime, MediaArtsDatabase für Anime und Spiele, wird gerade verknüpft. Verknüpfung mit NDL noch nicht so weit, besser per Wikidata verknüpfen. Damit dann den Knowledge Graphen in VIAF verknüpfen.

Frage: Ich möchte alle Charaktere haben, dann wie agiles Vorgehen Softwareentwicklung → alle arbeiten an dem Ziel. Erfordert dann aber auch Schlussstriche zu ziehen, denn oft ergeben sich dann viele weitere spannende Forschungsentdeckungen... Soll aber auch immer im Mittelpunkt stehen, wie andere mit den Daten weiterarbeiten können.

JVMG projekt blog: https://jvmg.iuk.hdm-stuttgart.de/


Transformation der Geschichtsschreibung? Digitale Ansätze in der Erforschung von Geschichte und deren epistemologische Implikationen (Arbeitstitel)

Anna Siebold

Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Projekt "Living with machines" Alan Turing Institute livingwithmachines.ac.uk → neue Forschungsfragen ermöglichen mit DH.

Dissertation zu was das genau heißt, welche neuen Fragen sind möglich? Wie verändert sich die Geschichtsschreibung? ("veränderte Forschugns-Outputs") → Epistemologische Veränderung der GW


Zu dem Thema einschlägig: Robertson, Steven & Lincoln A. Mullen (Org.) (2017): Digital History and Argument, White Paper at the workshop "Arguing with Digital History" at James Mason University. [http://rrchnm.org/wordpress/wp-content/uploads/2017/11/digital-history-and-argument.RRCHNM.pdf]

Diss hat 3 Fallstudien im Blick, jetzt folgende Fragen:

Spannendes Feld hier: Social Media (Mia Berg) und Geschichtswissenschaft


Vortrag Erweiterungen der Digital Humanities durch kulturwissenschaftliche Perspektiven

Lina Franken

LMU München, Germany

Critical Data Studies, verständnis von Algorithmen als kulturelle Artefakte ist noch nicht so etabliert in den DH!

Lina Franken plädiert für ein genaues Hinsehen, Technik ist nicht passiv, sondern wir müssen verstehen, dass sie in soziale Relationen eingebettet ist. Kulturwissenschaften können diese Perspektive in den DH weiter stärken. Können sich damit gegenseitig stärken!

KW Perspektive haben qualitativen Ansatz, sind SChnittstelle zu Computational Social Sciences CSS

Wie lange brauchen wir den Begriff "digitale Geisteswissenschaften" DH noch? GIbt ja auch nicht digitale Physik, Mathematik etc. (Bernhart)... Franken: Brauchen noch DH, da man sich als Kulturwiss. gar nicht so als Geisteswissenschaftlerin versteht... ist auch oft in anderen Fachbereichen... Begriff "liminal space/contact zone" (Franzen) für DH ist gut, das brauchen wir noch. Besonders empir. Kulturwissenschaften, die immer mit Menschen sprechen wollen und eher skeptisch bezüglich Daten sind...

DH als breite Transformationswissenschaft! Wann bezeichne ich mich als DHlerin, als KWerin, als Forscherin--- Kontext abhängig!

Wir könnten uns noch stärker mit den STS und Critical Data Studies vernetzen, aufeinander zu bewegen!

Von Linda Freyberg an alle 11:48 AM

Ich finde man sollte die Perspektive umkehren, nicht: „Seit wann ist die Kulturwissenschaft Teil der DH?“, sondern: „Was können die DH von der Kulturwissenschaft lernen?“ Vor allem methodisch, reflexiv und medienkritisch.




Gedächtnis digitaler Kulturen und digitaler Geisteswissenschaften - Plädoyer für eine Wissenschaftsgeschichte der DH

Toni Bernhart

Universität Stuttgart, Germany

-→ schwierig zu folgen ....

Lektürehinweise:

Danke für den schönen, anregenden Vortrag! Wissenschaftsgeschichtlich aufschlussreich finde ich von Nathan L. Ensmenger "The Computer Boys take over" (2010), gerade auch zu dem Aspekt, wie 'weiblich' die Disziplin zunächst war usw. Das ist für andere Disziplinen übrigens vergleichbar gezeigt worden, Londa Schiebinger etwa für die Astronomie usw.

Von Till Grallert an alle 12:21 PM

Dazu auch Mar Hicks "Programmed inequality" 2018



10.3.

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