Wikis in der Lehre, Forschung und Verwaltung

Wikis in der Lehre

1. Gemeinsamen einen Artikel verfassen


Als Dozent/in geben Sie Ihren Studierenden eine Reihe von Themen (z.B. einzelne Seminaraufgaben) vor, zu denen sie sich in einem Wiki-Bereich selbständig einschreiben können. In einer Einzel- oder Partnerarbeit verfassen dann die Studierenden gemeinsam einen Artikel auf einer entsprechenden Wikiseite zum betreffenden Thema oder entwickeln selbst eine komplexere Seite mit mehreren Unterseiten. Alle Informationen die sie zu dem zu bearbeitenden Thema im Internet gefunden haben, werden in dem Wiki-Artikel gesammelt und entsprechend formatiert, z. B. Bilder, Multimedia, Formel etc. können direkt im Wiki angezeigt oder hochgeladen werden.

Anhand von Kommentar- oder Beurteilungsfunktionen können Dozent/innen durch eine schriftliche Rückmeldung die Texte kommentieren, beurteilen oder sogar selbst editieren. Der Text wird anschließend von der Autorengruppe erneut überarbeitet und erhält eine weitere Rückmeldung.

2. Vorlesungsskript / Zusammenfassungen verfassen


Während jeder Veranstaltung sind abwechselnd Studierende dafür verantwortlich, eine Zusammenfassung (ein Protokoll) im Wiki zu verfassen. Die Zusammenfassung kann gemeinsam von mehreren Studierenden online bearbeitet und verbessert werden. Alle anderen Studierenden können diese Zusammenfassung ansehen und ggf. bei Unklarheiten kommentieren oder eine Diskussion starten.

3. Kommentierte Linksliste aufbauen


Studierende und Dozent/innen können in einem Wiki gemeinsam interessante und relevante Links zu einem Vorlesungsthema sammeln. Die entstehende Linksliste ist besonders wertvoll, wenn jeder Link mit einem kurzen Kommentar versehen wird.

4. Virtuelle Sprechstunde / Häufig Gestellte Fragen (FAQ)


Im Anschluss an eine Veranstaltung bleiben oft aus Zeitgründen mehrere Fragen offen. Diese können auf einer Wiki-Seite, wo alle Studierende schreiben dürfen, gesammelt werden. Somit entsteht eine Liste mit öffentlich zugängliche Fragen und Antworten. Auf diese Art und Weise ermöglichen Sie es, dass diese Fragen auch von anderen Studierenden beantwortet werden, bevor Sie als Dozent/in agieren müssen. Eine weiterführende Diskussion ist an dieser Stelle als Ergänzungsinstrument auch einsetzbar.

5. Glossar / Dynamische Enzyklopädie aufbauen


Sie bauen während Ihrer Veranstaltung ein Glossar mit Fachbegriffen und Definitionen auf. Dabei müssen nicht nur Sie als DozentIn aktiv sein, sondern Sie können auch Ihre Studierende dabei mitwirken lassen. Dazu eignet sich ein Wiki, wo Sie entsprechende Rechte vergeben können, perfekt, da Sie und Ihre Studierenden dort eigene Formulierungen verfassen können, die wiederum von Ihnen oder von anderen Studierenden verbessert werden können.

6. Feedback / Verbesserungsvorschläge und Diskussion


Studierende haben oft Anregungen und Verbesserungsvorschläge, die sich auf einzelne Sitzungen beziehen und nicht nur auf Ihre Veranstaltung als Ganzes. Diese können ebenso auf einer Wiki-Seite gesammelt und gemeinsam erarbeitet und besprochen werden. Somit kann die Veranstaltung schneller und effizienter an die Bedürfnisse der Studierenden angepasst werden.

Des Weiteren können Sie diese Wiki-Seite mit einem Feedback-Formular versehen, um die Verbesserungswünsche und die Anregungen Ihrer Studierenden per E-Mail zu erhalten.

Wikis in der Forschung


1. Gemeinsam wissenschaftliche Artikel verfassen


Die gemeinsame Arbeit an einem wissenschaftlichen Artikel gestaltet sich mit den gängigen Textverarbeitungsprogrammen schwierig. Abgesehen davon, dass jeder Mitverfasser die entsprechende Software auf seinem Computer installiert haben muss, sind stets Absprachen darüber notwendig, welcher beteiligte Autor die aktuelle Version besitzt und wer als nächstes am Artikel weiterarbeiten kann. Es ist zudem nicht möglich, gleichzeitig an dem Artikel zu arbeiten, auch wenn alle Autoren Zugriff auf den Speicherort des Dokuments haben. Zumeist gibt es jedoch keinen zentralen Speicherort und das Dokument muss nach jeder (!) Änderung durch einen Autor an alle Beteiligten per Email gesendet werden. Dieses Verfahren ist umständlich und führt in der Regel zum Vorhandensein mehrerer Versionen, die dann mühsam per Hand zusammengeführt werden müssen.

Ein Wiki gestattet es allen Autoren am gemeinsamen Artikel zu arbeiten. Es ist nicht notwendig Software zu installieren oder Word-Dokumente auszutauschen. Dadurch, dass alle Autoren am selben Text arbeiten, existiert nur eine einzige aktuelle Version. Änderungen können mittels Versionskontrolle nachverfolgt und jederzeit zurückgesetzt werden. Die Kommentarfunktion erlaubt es Nachfragen zu Beiträgen zu stellen und auf Unvollständigkeiten hinzuweisen.

2. Wissensmanagement


Verstreutes Wissen bündeln

Wissenssammlungen sind oftmals für spezifische wissenschaftliche Felder noch nicht verfügbar: Daten eines Bereichs sind über eine Vielzahl von Publikationen verstreut oder werden nur mündlich weitergegeben. Recherche ist daher oftmals sehr zeit- und kostenintensiv. Durch die Mithilfe vieler spezialisierter Autoren können in einem Wiki wissenschaftliche Daten, Ergebnisse und Informationen zusammengeführt werden.

Verschüttetes Wissen an die Oberfläche bringen

„Kleine" Forschungsergebnisse, die nicht dem quantitativen Umfang eines Journal-Artikels entsprechen, werden oft nicht veröffentlicht oder sind als Teil größerer Artikel schwer auffindbar. Über Ergebnisse, die die Forschungshypothesen falsifizieren, wird oft gar nicht öffentlich berichtet, obwohl diese ebenso sehr wertvoll wie Erfolge für andere Forscher sein können. Ein öffentliches Wiki bietet Wissenschaftlern einen Ort um auch diese Informationen zusammenzutragen.

Zeitnahe Veröffentlichung & Aktualisierung

Forschung wird schneller: Immer mehr Ergebnisse werden in immer kürzerer Zeit erlangt. Wissenschaftler benötigen daher aktuelle Forschungsberichte um ihre eigenen Projekte in die richtige Richtung vorantreiben zu können. Der Weg der traditionellen Publikation in einem Journal dauert jedoch immernoch über ein Jahr. Während dieser Zeit können aktuelle Forschungsergebnisse jedoch schon zu anderen Projekten beitragen und möglicherweise frühzeitig auf den richtigen Weg bringen. Vor allem aber werden Forscher durch die unkomplizierte, frühe Veröffentlichung im Web sehr schnell von ihrer Scientific Community wahrgenommen und gewürdigt (hierzu auch Relevanz für wissenschaftliche Leistungsbewertung).

Wer es gewohnt ist, allgemeine Informationen mit einem Klick auf Google zu finden und aufzurufen, ist meist frustriert, wenn aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse entweder noch nicht veröffentlicht wurden, nicht online verfügbar sind oder die eigene Bibliothek das betreffende wissenschaftliche E-Journal gerade nicht abonniert hat.

Diskurs

Wissenschaftlicher Diskurs zu einem Thema ist oft über eine Vielzahl von Journalen verstreut und daher schwer nachvollziehbar. Indem Autoren gemeinsam an einem Wiki-Artikel arbeiten, werden divergente Meinungen zusammengetragen. Wikis bieten zudem eine Diskussions- oder Talk-Funktion, mit der inhaltliche Änderungen diskutiert werden können.

3. Qualitative Analyse und Evaluation


Die qualitative Auswertung von Interviews und Protokollen erfordert die Arbeit mehrerer Autoren an denselben Dokumenten. Im Verdichtungsprozess kristallisieren sich Themen und Hypothesen heraus, die sowohl untereinander als auch mit verschiedenen Transkripten und Protokollen in Verbindung stehen. In der formativen Evaluation unterliegen diese Dokumente zudem kontinuierlicher Überarbeitung im Rahmen der Einspeisung von Ergebnissen und entsprechenden Interventionen.

QDA-Software wie atlas.ti ist ein mächtiges Werkzeug zur Codierung und Vernetzung von Segmenten und Stichworten. Für weiterführende, themenspezifische Zusammenfassung und Kommentierung von Daten eignet sich QDA-Software jedoch nur begrenzt. Hierfür wird oft auf MS Word zurückgegriffen.

Die gemeinsame Arbeit an Dokumenten gestaltet sich mit MS Word jedoch schwierig. Es sind stets Absprachen darüber notwendig, welcher beteiligte Autor die aktuelle Version besitzt und wer als nächstes am Artikel weiterarbeiten kann. Es ist zudem nicht möglich, gleichzeitig an dem Artikel zu arbeiten, auch wenn alle Autoren Zugriff auf den Speicherort des Dokuments haben. Eine Verlinkung einzelner Textpassagen kann mit Word dort ebenfalls nicht realisiert werden. Zumeist gibt es jedoch keinen zentralen Speicherort und das Dokument muss nach jeder (!) Änderung durch einen Autor an alle Beteiligten per E-Mail gesendet werden. Dieses Verfahren ist umständlich und führt in der Regel zum Vorhandensein mehrerer Versionen, die dann mühsam per Hand zusammengeführt werden müssen.

Mit einem Wiki können Beziehungen zwischen Stichworten und Themen exakt abgebildet werden, da Einträge und einzelne Textpassagen miteinander durch Links verbunden werden können.
Weiterhin ermöglicht es allen Beteiligten gemeinsam an Artikeln zu arbeiten. Dadurch, dass alle Autoren am selben Text arbeiten, existiert nur eine einzige aktuelle Version. Änderungen können mittels Versionskontrolle nachverfolgt und jederzeit zurückgesetzt werden. Die Kommentarfunktion erlaubt es Nachfragen zu Beiträgen zu stellen und auf Unvollständigkeiten hinzuweisen.

Dies unterstützt Wissenschaftler nicht nur beim Zusammenfassen und Kommentieren der Daten, sondern ermöglicht es bspw. auch, Interviewer Protokolle revidieren zu lassen und Ergebnisse kontinuierlich im Rahmen einer formativen Evaluation wieder einzuspeisen.

4. Weitere denkbare Einsatzszenarien in der Forschung


  • Neue Prozeduren, Protokolle und Ergebnisse kurzfristig verfügbar zu machen und dynamisch ergänzen, die über den normalen Publikationsweg oft bei Veröffentlichung schon obsolet sind
  • Hochspezialisiertes Expertenwissenverfügbar machen, das mangels breitem Interesse nicht in Journalen publiziert werden kann
  • Neue, kleine Forschungserkenntnisse veröffentlichen, die dem quantitativen Anspruch eines Journal-Artikels nicht genügen
  • Gemeinsam Theorien und Hypothesen entwickeln oder Daten auswerten


Mehr dazu Erfahren Sie in     Modul 6: Das Wiki der Freien Universität Berlin in der Praxis. Einsatzszenarien und Beispiele .   .