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Die Frage nach der Geburt des Sonetts (aus dem Provenzalischen sonet, das eine Melodie bezeichnet: d.h. gesungener Text) ist sehr umstritten: Ein Teil der Kritik glaubt, dass sich das Sonett aus dem strambotto (bzw. aus zwei strambotti – einem mit acht, dem anderen mit sechs Versen) entwickelt habe; die Mehrzahl der Forscher behauptet jedoch, dass das Sonett aus einer einzelnen Kanzonenstrophe (cobla esparsa) geboren ist, obwohl es – anders als die stanza di canzone –  lediglich aus Elfsilblern besteht und eine feste Struktur besitzt. Giacomo da Lentini (1210-1260; Scuola siciliana) wird für den Erfinder des Sonetts gehalten; das frühe Reimschema für die quartine ist ABABABAB. Im Laufe des 13. Jh. kommen verschiedene Reimschemata auf (Quartetten: ABAB BABA; ABAB BAAB; Terzetten: CDC CDC; CDE CDE; usw.); einige Varianten werden erprobt (sonetto raddoppiato, rinterzato, caudato: siehe unten). In dieser Epoche kann das Sonett verschiedene Themen behandeln: Liebe, Moral, Politik usw. Oft wird im Duecento das Sonett als metrische Form für die Korrespondenz verwendet (vgl. Dantes Guido, i’ vorrei che tu e Lapo ed io, an Guido Cavalcanti zugeschickt). Das Sonett wird als Strophe in der tenzone (einem poetischen Streitgespräch, der v.a. von den Sizilianern, den Sikulo-Toskanern und den Stilnovisten benutzt wird) verwendet: In einem ersten Sonett (der proposta) wird eine Frage aufgeworfen; einer oder mehrere Dichter können durch eine risposta, die oft die Reime des ersten Sonetts wiederholen, auf die proposta antworten (vgl. Dantes A ciascun’alma presa e gentil core, an den Cavalcanti mit Vedesti al mio parere und Cino da Pistoia mit Naturalmente chere antworten). Eine weitere strophische Verwendung des Sonetts besteht im Sonettenkranz (corona di sonetti), d.h. einer Serie von Sonetten mit demselben Thema. Berühmtes Beispiel für den Sonettenkranz ist etwa der Dante zugeschriebene Fiore, der aus 232 Sonetten besteht. Im 14. Jh. verliert das Sonett seine „dialogische“ (vgl. die tenzoni) bzw. narrative Natur: Mit Petrarca wird das Sonett die lyrische Form par excellence. Sein Canzoniere besteht aus 366 Gedichten, wovon 317 Sonette sind; die meisten verwenden folgende Reimschemata: für die Quartette das Schema ABBA ABBA, das sich schon im Stil Novo durchgesetzt hatte; die Terzette weisen meist das Schema CDE CDE, CDE DCE oder CDC DCD auf. Petrarca wird auch formal zum Modell für die gesamte italienische Lyrik. Nach Petrarca werden kaum noch unregelmäßige, von Petrarca selbst nicht verwendete Formen (z.B. das sonetto caudato für nicht-lyrische Gedichte) überleben. Im Quattrocento spielt Boiardo in seiner Lyriksammlung Amorum libri mit der Form des Sonetts und erfindet z.B. das sonetto acrostico (s.u.). Die komische Dichtung (poesia burlesca), eine Alternative zum herrschenden und ernsten Petrarkismus, verwendet als charakterisierende Form das sonetto caudato an (Burchiello im Quattrocento, Francesco Berni im Cinquecento). Im 16. Jh. wirkt das Beispiel Petrarcas weiter; eine wichtige Neuerung wird jedoch von Giovanni della Casa (1503-1556) eingeführt: Aufgrund der zahlreichen Enjambements in seinen Sonetten wird die übliche Entsprechung von Syntax und Metrum zunehmend aufgelöst. Außerdem verbreitet sich das Sonett in ganze Europa: Zu nenne sind hier v.a. Shakespeares Sonnets (veröffentlicht 1609), die aus drei Quartetten und einem abschließenden Distichon bestehen und das Reimmschema ABAB CDCD EFEF GG aufweisen.Die Frage nach der Geburt des Sonetts (aus dem Provenzalischen sonet, das eine Melodie bezeichnet: d.h. gesungener Text) ist sehr umstritten: Ein Teil der Kritik glaubt, dass sich das Sonett aus dem strambotto (bzw. aus zwei strambotti – einem mit acht, dem anderen mit sechs Versen) entwickelt habe; die Mehrzahl der Forscher behauptet jedoch, dass das Sonett aus einer einzelnen Kanzonenstrophe (cobla esparsa) geboren ist, obwohl es – anders als die stanza di canzone –  lediglich aus Elfsilblern besteht und eine feste Struktur besitzt. Giacomo da Lentini (1210-1260; Scuola siciliana) wird für den Erfinder des Sonetts gehalten; das frühe Reimschema für die quartine ist ABABABAB. Im Laufe des 13. Jh. kommen verschiedene Reimschemata auf (Quartetten: ABAB BABA; ABAB BAAB; Terzetten: CDC CDC; CDE CDE; usw.); einige Varianten werden erprobt (sonetto raddoppiato, rinterzato, caudato: siehe unten). In dieser Epoche kann das Sonett verschiedene Themen behandeln: Liebe, Moral, Politik usw. Oft wird im Duecento das Sonett als metrische Form für die Korrespondenz verwendet (vgl. Dantes Guido, i’ vorrei che tu e Lapo ed io, an Guido Cavalcanti zugeschickt). Das Sonett wird als Strophe in der tenzone (einem poetischen Streitgespräch, der v.a. von den Sizilianern, den Sikulo-Toskanern und den Stilnovisten benutzt wird) verwendet: In einem ersten Sonett (der proposta) wird eine Frage aufgeworfen; einer oder mehrere Dichter können durch eine risposta, die oft die Reime des ersten Sonetts wiederholen, auf die proposta antworten (vgl. Dantes A ciascun’alma presa e gentil core, an den Cavalcanti mit Vedesti al mio parere und Cino da Pistoia mit Naturalmente chere antworten). Eine weitere strophische Verwendung des Sonetts besteht im Sonettenkranz (corona di sonetti), d.h. einer Serie von Sonetten mit demselben Thema. Berühmtes Beispiel für den Sonettenkranz ist etwa der Dante zugeschriebene Fiore, der aus 232 Sonetten besteht. Im 14. Jh. verliert das Sonett seine „dialogische“ (vgl. die tenzoni) bzw. narrative Natur: Mit Petrarca wird das Sonett die lyrische Form par excellence. Sein Canzoniere besteht aus 366 Gedichten, wovon 317 Sonette sind; die meisten verwenden folgende Reimschemata: für die Quartette das Schema ABBA ABBA, das sich schon im Stil Novo durchgesetzt hatte; die Terzette weisen meist das Schema CDE CDE, CDE DCE oder CDC DCD auf. Petrarca wird auch formal zum Modell für die gesamte italienische Lyrik. Nach Petrarca werden kaum noch unregelmäßige, von Petrarca selbst nicht verwendete Formen (z.B. das sonetto caudato für nicht-lyrische Gedichte) überleben. Im Quattrocento spielt Boiardo in seiner Lyriksammlung Amorum libri mit der Form des Sonetts und erfindet z.B. das sonetto acrostico (s.u.). Die komische Dichtung (poesia burlesca), eine Alternative zum herrschenden und ernsten Petrarkismus, verwendet als charakterisierende Form das sonetto caudato an (Burchiello im Quattrocento, Francesco Berni im Cinquecento). Im 16. Jh. wirkt das Beispiel Petrarcas weiter; eine wichtige Neuerung wird jedoch von Giovanni della Casa (1503-1556) eingeführt: Aufgrund der zahlreichen Enjambements in seinen Sonetten wird die übliche Entsprechung von Syntax und Metrum zunehmend aufgelöst. Außerdem verbreitet sich das Sonett in ganze Europa: Zu nenne sind hier v.a. Shakespeares Sonnets (veröffentlicht 1609), die aus drei Quartetten und einem abschließenden Distichon bestehen und das Reimmschema ABAB CDCD EFEF GG aufweisen. Auch in der modernen Italienischen Lyrik bleibt diese Form erhalten (vgl. D’Annunzios Il sonetto d’oro in Intermezzo, 1884) oder Zanzottos Ipersonetto (ein Sonettenkranz bestehend aus 16 Gedichten, der einen im Mittelpunkt stehenden Unterteil von dessen Sammlung „Galateo in Bosco“ bildet).

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Das Sonett besteht aus 14 Elfsilblern, die sich auf zwei Vierzeilern (quartine) und zwei Dreizeilern (terzine) verteilen: Diese zwei Gruppierungen können fronte und sirma (wie in einer Kanzonenstrophe) oder alternativ ottava und sestina genannt werden. Die Zahlen vier und drei sind in der Zahlsymbolik sehr relevant und könnten bei der Erfindung des Sonetts eine Rolle gespielt haben; außerdem hat die Verbindung 4:3 (Quarte) in der Musik immer eine Rolle gespielt. Die quartina bei Giacomo da Lentini zeigt das Reimschema ABAB, die terzina CDE CDE (rime replicate) oder CDC DCD (rime alternate). Die Dichter des Stil Novo dagegen verwenden die rime incrociate, ABBA, die von Petrarca kanonisiert werden.

 

Varianten

Viele strukturelle Varianten des Sonetts sind möglich und werden vor Petrarca oder in burlesken Formen verwendet:

Sonetto caudato Sonetto caudato

Sonetto caudato

Es ist die einzige Variante, die auch nach dem 14. Jh. in der burlesken Dichtung oft verwendet wird. Das sonetto caudato hat eine coda (Schwanz). Nach der letzten terzina finden sich normalerweise ein bis sechs Verse. Folgende Varianten treten häufiger auf: 1) ein einziger Elfsilbler, der mit dem letzten Vers des regulären Sonetts reimt; 2) ein bis drei Elfsilblerpaare; 3) drei Verse (entweder drei reimende Elfsilbler, oder ein Siebensilbler plus zwei Elfsilbler: das letzte Schema ist am meisten verbreitet) usw. Das Sonett kann mehrere code haben; falls es sehr lang ist, heißt es sonettessa.