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idHistorischer Überblick

Das Madrigal könnte sowohl als eine rein musikalische als auch als eine metrische Form bezeichnet werden; die metrische Form, worum es in diesem Beitrag geht, könnte auch musikalische Zwecke erfüllen. Der Ursprung des Begriffs bleibt bis heute umstritten und hat bei den Theoretikern des 14. Jahrhunderts zu Volksetymologien geführt. Antonio da Tempo gab  dieser Gedichtform den Name mandrialis im Sinne von Gesang in der Muttersprache oder matriciale aus amatricius (Liebesgedicht). Zu erwägen ist die Ableitung aus materiale (Kunstlos), wie schon Bembo vorschlug bzw. aus dem altvenez. madregál (einfältig, naiv). Eine andere erwähnenswerte Hypothese in Bezug auf die Etymologie des Madrigals diskutiert auch die Ableitung vom Wort matrix (die Kathedralkirche, in der die Komponisten mehrstimmige Musik zur Aufführung brachten).

Mit den vier Fragmenta von Petrarca aus dem Canzoniere (LII; LIV;CVI;CXXI) fängt die Geschichte des Madrigals an. Es wurde außerdem im Bereich der „ars nova musicale“  benutzt, da diese für ihre musikalische Funktion eine weitaus linearere und schlichtere Struktur als die der oder des benötigt wurde. Es thematisiert oft die Liebe vor einem bukolisch-ländlichen Hintergrund. Das Madrigal des 14. Jahrhunderts besteht aus einer Serie weniger terzine (zwei oder fünf), meistens mit einem distico (Dystichon) zum Schluss; Petrarca verwendet nur endecasillabi, spätere Autoren auch settenari.

Das Madrigale trecentesco unterscheidet sich stark vom Madrigale cinquecentesco. Es ist heterometrisch aufgebaut und besteht aus Sieben -und Elfsilbern; die Reimanordnung ist freier, nicht an eine Abfolge von Terzinen und Reimpaaren gebunden und sollte nicht mehr als 12 Verse aufweisen. Das Madrigal wurde von den Dichtern der Zeit wie Tasso, Guarini und Marino verwendet. Thematisch beschränkte man sich nicht mehr auf die Liebesdichtung. Im 17. Jahrhundert – im barocken Madrigal – werden zudem auch philosophische, moralische und religiöse Themen behandelt. Im Cinquecento wurde auch eine andere Form des Madrigals verwendet: die Madrigalessa, eine Komposition von Sieben- und Elfsilbern mit einem freien Reimschema und von größerer Dimension.

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idAufbau

Das Madrigale trecentesco besteht aus zwei oder drei Terzinen von endecasillabi, denen ein oder zwei Reimpaare folgen (bei drei Terzinen auch ohne Reimpaar; die Verse sind allesamt Elfsilbler, insgesamt mindestens sechs, immer weniger als 14). Die von Petrarca verwendeten Formen sind: ABA, BCB, CC (Non al suo amante); ABC, ABC, DD (Nova angeletta); ABB, ACC, CDD (Or vedi, Amor); ABA, CBC, DE, DE (Perchè al viso).

Das Madrigale cinquecentesco besteht aus Sieben -und Elfsilbern. Grundsätzlich kann man sagen, dass obwohl die Strukturen des trecentesco bereits relativ frei sind, die Strukturen des moderno noch freier sind. In der Regel besteht es nur aus einer Strophe und die Verwendung von settenari ist nicht nur möglich, sondern sogar üblich. Die eterometria ist charakteristisch für das madrigale cinquecentesco. Die einzige richtige Einschränkung liegt in der Länge. Mehr als 12 Verse sollten nicht verwendet werden, auch wenn diese Regel nicht immer beachtet wurde. Normalerweise findet man einen Umfang von 7 bis 11 Versen vor.

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Beispiel 1 (madrigale trecentesco)

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idBeispiele

Francesco Petrarca, Rerum vulgarium fragmenta, LII

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Non al suo amante piú Dïana piacque,
quando per tal ventura tutta ignuda
la vide in mezzo de le gelide acque,

ch’a me la pastorella alpestra et cruda
posta a bagnar un leggiadretto velo,
ch’a l’aura il vago et biondo capel chiuda,

tal che mi fece, or quand’egli arde ’l cielo,
tutto tremar d’un amoroso gielo.

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A
B
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B
C
B

C
C

terzina


terzina


distico

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FRANCESCO PETRARCA: Canzoniere. Hg. von Marco Santagata, Milano: Mondadori, 1996, S. 268-271.

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idBeispiel 2
Beispiel 2 (madrigale cinquecentesco)

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idBeispiel 2

Torquato Tasso, Rime

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Ecco mormorar l’onde,
e tremolar le fronde
a l’aura mattutina, e gli arboscelli,
e sovra i verdi rami i vaghi augelli
cantar soavemente,
e rider l’Oriente;
ecco già l’alba appare,
e si specchia nel mare,
e rasserena il cielo,
e le campagne imperla il dolce gelo,
e gli alti monti indora:
O bella e vaga Aurora,
l’aura è tua messaggera, e tu de l’aura
ch’ogni arso cor ristaura.

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a
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B
B
c
c
d
d
e
E
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G
g

 

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TORQUATO TASSO:  Le rime. Hg. von A. Solerti; Band 2: Rime d'amore. Bologna: Romagnoli-Dall’Acqua, 1898, S. 224.

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