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Multinationale Unternehmungen sind Unternehmungen, welche geschäftliche Aktivitäten (eigene und/oder fremde) in mehr als einem Land kontrollieren und/oder koordinieren. Die Kontrolle dieser Aktivitäten ist möglich, da die Multinationalen Unternehmungen im Ausland Tochtergesellschaften besitzen oder als Käufer großer Mengen eine gewisse Marktmacht haben. Sie müssen die Unternehmen, welche sie im internationalen Kontext kontrollieren, also nicht besitzen. Der Begriff der Multinationalen Unternehmung taucht oft in Verbindung mit dem Begriff des Konzerns auf. Aber nicht jedes multinationale Unternehmen muss ein Konzern im rechtswissenschaftlichen Sinne sein. Viele multinationale Aktivitäten werden für gewöhnlich in Produktionsnetzwerken umgesetzt. Manche multinationalen Unternehmen sind größer als manchen Volkswirtschaften, wobei dieser Vergleich auf Grund der Unterschiedlichkeit häufig kritisiert wird. Ein zentrales Konzept welches für das Verständnis eines multinationale Unternehmens wichtig ist, ist die Typologie international tätiger Unternehmen nach Perlmutter. Die zentrale Frage dieser Typologie ist, ob Strategie und Kultur des Stammlandes übernommen oder dem Stammland angepasst werden. Es werden vier Typen unterschieden: Ethnozentrische (Übertragung Stammkultur auf die internationalen Ableger), polyzentrische (Eigenständige Kultur, Gastland-Führungskräfte), regiozentrische (Vereinheitlichung von Kultur und Mitarbeiterführung innerhalb bestimmter Regionen) und geozentrische (global angepasste Strategie und Mitarbeiterführung,

-einstellung) multinationale Unternehmen. Ein weiteres Konzept welches zum Verständnis von multinationalen Unternehmen beiträgt, ist das Integration-Responsiveness-Framework von Prahalad und Doz. Gegenstand des Modells ist das Spannungsfeld aus einer notwendigen Anpassung an lokale Gastlandbedingungen und einer global integrierten Organisation von Geschäftsaktivitäten. Gründe für eine starke Anpassung an lokale Gastlandbedingungen sind: Unterschiede in den Kundenbedürfnissen, den Marktstrukturen oder den Distributionskanälen und die Verfügbarkeit von Substituten. Gründe für eine global integrierte Organisation von Geschäftsaktivitäten sind unter anderem: Druck zur Kostenreduktion, global einheitliche Kundenbedürfnisse (Medikamente beispielsweise), Zugang zu Rohstoffen, Wichtigkeit von multinationalen Kunden oder die Wichtigkeit von Technologien innerhalb des Unternehmens.

Der Begriff der multinationalen Unternehmung lässt sich in ganz unterschiedlichen thematischeen Kontexte in das Seminar „Globale Produktionsnetzwerke“ einordnen. Multinational bedeutet unter bestimmten Voraussetzungen auch global, also weltumspannend. So ist es beispielsweise besonders interessant, wie die globale/gesamte Wertkette eines bestimmten Produktes, welches von einer multinationalen Unternehmung produziert wird, aussieht und wie man diese unter Kosten- Nutzenaspekten optimieren kann. Neben der produktionswirtschaftlichen Perspektive einer multinationalen Unternehmung ist aber auch die eher sozialwissenschaftliche Betrachtungsweise einer multinationalen Unternehmung in der Managementtheorie von besonderer Bedeutung. So ist bei einer multinationalen Unternehmung auch immer das adäquate Management verschiedener Kulturen zu erwähnen. Hierbei kann es sich um regionsspezifische Gepflogenheiten oder aber auch um (Teil-)unternehmenskulturen handeln. Neben Kulturen sind aber auch eher politische Prozesse der Macht und der entstehenden Konflikte, also einer eher personalpolitische Perspektive, interessant. Bei der personalpolitischen Betrachtungsweise multinationaler Unternehmen muss auch deren Einfluss auf Arbeitsstandards erwähnt werden. So ist es bei einer „upward harmonization“ möglich, dass MNUs ihre arbeitnehmerfreundlichen Praktiken in andere Nationen übertragen und sie damit einen positiven Einfluss haben. Das Gegenteil ist das „race to the bottom“. Diese im internationalen Kontext betrachtete Verschlechterung von Arbeitsbedingungen durch MNUs ist häufig auch Gegenstand der Kritik von multinationalen Unternehmungen. Kritisiert wird häufig, dass Unternehmungen aus Kostengründen durch eine Produktionsverlagerung multinational werden und durch niederigen Arbeitsstandarts und Löhne Gewinnmaximierung betreiben. Neben diesem Einfluss multinationaler Unternehmungen ist aber auch immer wieder das Management der Risiken innerhalb einer multinationalen Unternehmungen Gegenstand der Kritik. So wächst eine multinationale Unternehmung nicht selten zu einem sehr komplexen Unternehmenskonstrukt heran, in welchem sämtliche Risiken nur schwer kontrollierbar sind. Ein Beispiel ist der Dieselskandal von VW.

Quellen:

  • Coe et al. Multinationale Unternehmen
  • Dicken, Transnationale Unternehmen 
  • Kirsch, Vorlesung International Management SoSe20