Die canzonetta ist eine metrische Form, die aus in mehreren Strophen gruppierten Kurzversen mit ausgeprägtem Rhythmus besteht, wodurch sie für die Vertonung sehr geeignet wirkt.
Historischer Überblick
Gabriello Chiabrera (1552-1638) schuf Ende des 16. Jhs. die canzonetta, unter dem Einfluss der sich um 1550 konstituierenden französischen Dichtergruppe La Pléiade. Chiabrera übertrug die Odenform von Ronsard (odelettes) ins Italienische, wandelte sie um und variierte sie und schuf somit eine neue Formensprache. Zur Unterscheidung von der volkstümlichen canzonetta des 15. Jhs. wird sie auch canzonetta melica (wegen der Singbarkeit) und canzonetta anacreontica (wegen des Inhalts) genannt. Die anakreontische Dichtung ist eine Dichtung nach altgriechischem Vorbild und wurde zu dieser Zeit von den Franzosen mit großem Erfolg benutzt, sie behandelt Liebesthemen und ist als leicht zu bezeichnen. Die canzonetta beherrscht die gesamte Lyrik des 17. und 18. Jh. und wird in zahlreichen Formen variiert. In der zweiten Hälfte des 18. Jhs. benutzte sie der aufklärerische Klassizismus auch für ernste Stoffe bzw. für Lehrdichtung.
Die canzonetta Chiabreras besteht aus Kurzstrophen von selten mehr als sechs Versen, sie hat kein festes Versmaßund Reimschema. Es besteht kein festes Gliederungsschema wie bei der Kanzonenstrophe.
Die markanten Merkmale der canzonetta Chiabreras sind die folgenden:
Verwendung von Kurzversen mit ausgeprägtem Rhythmus, d. h. 4- und 8-Silbler, 6-Silbler, 7-Silbler zusammen mit 5-Silblern, 11-Silbler nur in Verbindung mit Kurzversen, wodurch das rhythmische Element in den Vordergrund gerückt wird
Belebung des Rhythmus in der Strophe durch Einsetzen von versi tronchi und versi sdruccioli
Beispiel
Gabriello Chiabrera, Scherzi II · XL (5)
5
10
15
20
25
30
35
40
45
Belle rose porporine, che tra spine sull’aurora non aprite; ma, ministre degli Amori bei tesori di bei denti custodite.
Dite, rose prezïose, amorose, dite, ond’è che s’io m’affiso nel bel guardo vivo ardente, voi repente disciogliete un bel soriso?
È ciò forse per aita di mia vita, che non regge a le vostr’ire? O pur è, perché voi siete tutte liete me mirando in sul morire?
Belle rose, o feritate, o pietate del sì far la cagion sia, io vo’ dire in novi modi vostre lodi; ma ridete tuttavia.
Se bel rio, se bella auretta tra l’erbetta sul mattin mormorando erra, se di fiori un praticello si fa bello, noi diciam, ride la terra.
Quando avvien, ch'un zeffiretto per diletto bagni il pie' ne l’onde chiare, sì che l’acqua su l’arena scherzi a pena, noi diciam, che ride il mare.
Se giammai tra fior vermigli, se tra gigli veste l’alba un aureo velo, e su rote di zaffiro move in giro, noi diciam, che ride il cielo.
Ben è ver, quando è giocondo ride il mondo, ride il ciel quando è gioioso: ben è ver; ma non san poi come voi fare un riso grazioso.
a a b c c b
GABRIELLO CHIABRERA: Maniere, Scherzi e Canzonette morali. Hg. von Giulia Raboni, Parma: Fondazione Pietro Bembo / Ugo Guanda, 1998, S. 171-174.
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