Sie zeigen eine alte Version dieser Seite an. Zeigen Sie die aktuelle Version an.

Unterschiede anzeigen Seitenhistorie anzeigen

« Vorherige Version anzeigen Version 2 Nächste Version anzeigen »

Internationale Arbeitsstandards:

Durch die immer weiter voranschreitende Globalisierung bestand früher ursprünglich die Hoffnung, dass durch diesen Trend Menschenrechte, Wohlstand und Demokratie weltweit verbreitet werden und alle Länder davon profitieren. Es wurden jedoch immer mehr Berichte über menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit und Sklaverei in den Ländern der dritten Welt veröffentlicht. Aber auch in Hochlohnstandorten des Nordens kam es zu Kürzungen von Sozialleistungen und Löhnen, dies wurde auf den internationalen Wettbewerb und den damit verbundenen Zwang die Kosten zu senken zurückgeführt. Als in den 90er Jahren dann die Öffentlichkeit verstärkt von Boykotts und Berichten über die Produktionsbedingungen von unter anderem C&A und Nike erfuhr, wurden Forderungen von NGOs und Gewerkschaften zur Erstellung und Einhaltung von Arbeitsstandards laut.

Arbeitsstandards legen fest, wie die Arbeitsbedingungen in Ländern sein müssen, die sich zur Einhaltung dieser verpflichten. Sie sind nicht nur moralisch oder normativ, sondern existieren auch in Form von internationalem Recht und sind somit verbindlich. Arbeitsstandards sind auch Teil der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen die auch umfassende Arbeitsstandards in den momentan 187 Mitgliedsstaaten der Organisation etabliert. Hier wird zwischen zwei Gruppen unterscheiden. Zum einen die Kernarbeitsnormen, die rechtlich verpflichtend sind und das Recht auf Kollektivverhandlungen und Vereinigungsfreiheit, die Beseitigung aller Formen von Zwangs- oder Pflichtarbeit und die Beseitigung der Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf beinhalten. Die zweite Gruppe beinhaltet die Normen der ILO, bei diesen sind die Mitgliedsstaaten nicht rechtlich verpflichtet sie einzuhalten, sondern es sind nur Empfehlungen. Hierzu gehören zum Beispiel Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen (Arbeitszeit, Mindestlohn…), Arbeitsschutz und Arbeitsgesundheit, Beschäftigungspolitik und Normen zu Sozialpolitik.

Arbeitsstandards sind für unser Seminar, welches sich dem Thema Globale Produktionsnetzwerke widmet, sehr wichtig, denn gerade in den Wertschöpfungsketten, die sich über Ländergrenzen oder sogar Kontinente hinwegziehen, wird es immer schwieriger die Arbeitsbedingungen in den anderen Ländern und Regionen zu kontrollieren. Hierbei können Arbeitsstandards Gewissheit liefern, denn wenn die Produktion zum Beispiel in einer der Mitgliedsstaaten der ILO stattfindet, wird im Regelfall darauf vertraut, dass diese die auch überprüft und zumindest die rechtlich verbindlichen Standards eingehalten werden.

Kritische Punkte der Arbeitsstandards sind, dass es trotz der umfassenden Regeln noch viele menschenunwürdige Arbeitsverhältnisse, Kinder- und Zwangsarbeit gibt. Speziell an der ILO gab es viel Kritik im Zuge der Finanzierung von Katar in Höhe von 25 Millionen Euro an die Organisation, die mit betrügerisch ausstehenden Löhnen für nepalesische Gastarbeiter auf katarischen Baustellen in Verbindung gebracht werden. Viele Gastarbeiter aus Nepal, Indien und Bangladesch, die für Bauarbeiten für die WM 2022 oder die olympischen Spiele nach Katar kamen und über viele Monate keinen Lohn erhielten, kritisieren die ILO stark und werfen ihr Untätigkeit vor. Im Zuge dieser Bauarbeiten starben in Katar in den Jahren 2009-2020 über 1500 Gastarbeiter, oft auf Grund von Herzversagen, da die Arbeiter bei Temperaturen bis zu 50° lange Schichten arbeiten mussten und ihnen zum Teil sogar das Wasser zum Trinken und zur Abkühlung verweigert wird, ein weiterer Grund sind Arbeitsunfälle, die wegen schlechten Sicherheitsvorkehrungen für die Arbeiter auftreten. Derartige Zustände sollten nicht in einem Land auftreten, das Teil der Abkommen zur Einhaltung gewisser Standards ist. Der erste Schritt zur Verbesserung der Arbeitsstandards wurde im August 2020 unterzeichnet und beinhaltet einen Mindestlohn (einen sehr geringen von 230€ im Monat) und die Freiheit für die Arbeitnehmer den Arbeitgeber zu wechseln und das Land zu verlassen, dies entschieden früher die Arbeitgeber in dem sie die Pässe der Arbeiter einzogen und erst nach Vertragsende wieder aushändigten.

  • Keine Stichwörter