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Definition


Foreign Direct Investments (FDI), zu deutsch Ausländische Direkt Investitionen (ADI), bezeichnen Investitionen eines Direktinvestors, in Form einer natürlichen od. juristischen Person des Inlands, in das im Ausland befindliche Anlagevermögen eines Unternehmens mit dem Ziel, die Geschäftstätigkeit langfristig und maßgeblich zu beeinflussen“ (vgl. Stehn, 1992, S. 4). Dies umfasst neben den Neuinvestitionen, den „Greenfield Investments“ und den grenzüberschreitenden Fusionen zweier Unternehmen sowie Übernahmen eines ausländischen Unternehmens durch einen Direktinvestor, „Merger & Acquisitions“, auch unternehmensinterne Kredite an Tochterunternehmen im Ausland. Die Akteure hinter den FDI sind transnationale Unternehmen.

Die Absicht des Direktinvestors Einfluss auf die Geschäftstätigkeit des ausländischen Unternehmens auszuüben grenzt das FDI von dem Foreign Portfolio Investment (FPI), zu deutsch Ausländische Portfolio Investition, ab. Bei letzterem wird keine Absicht der Einflussnahme unterstellt, sondern die Erzielung einer Rendite. Bei Kapitalbeteiligungen hat sich ein kritischer Wert von unmittelbar mindestens 10% oder mittelbar und unmittelbar zusammen 50% der Kapitalanteile oder Stimmrechte am ausländischen Unternehmen durchgesetzt, (IWF) um eine Kontrollabsicht zu unterstellen.

Eine Direktinvestition kann auch indirekt über eine Kette von Beteiligungen erfolgen. Hält der Mutterkonzern A Anteile am Tochterunternehmen B, und hält Unternehmen B Anteile an am Tochterunternehmen C, so besteht auch eine Direktinvestitionsbeziehung zwischen A und C. Kritisch zu betrachten ist die Bewertung von Direktinvestitionen bei längeren Beteiligungsketten. In Deutschland wird hier nach dem Abgrenzungskonzept (DIIC) bewertet.


Globalisierung


FDIs gelten als Indikator und Treiber der Globalisierung. Sie stehen für eine direkte, stabile und langfristige Verflechtungen zwischen den Volkswirtschaften verschiedener Länder. Die Kennzahl für die Globalisierung wird über die Anzahl der Direktinvestitionen in eine Volkswirtschaft in Relation zum nominellen BIP ermittelt.


Theorie


Die relevantes Theorie zur Erklärung der Bestimmungsgründe für FDI ist das eklektische Paradigma zur Direktinvestion, auch OLI-Framework, von John H. Dunning (1977). Der Ansatz auf den Theorien der Monopolistischen Konkurrenz, Standorttheorie und Internalisierungstheorie auf. Laut Dunning ist ein FDI eine von drei Internationalisierungsformen, neben der Export Tätigkeit und der Vergabe von grenzüberschreitenden Lizenzverträgen.

Für die erfolgreiche Umsetzung eines FDI müssen drei Bedingungen kumulativ erfüllt sein (Dunning 1977):

  • „Ownership Advantages“: Eigentumsvorteile (Wettbewerbsvorteile) treten auf, wenn das Unternehmen die Fähigkeit besitzt durch geistiges Eigentum, die tendenziell resultierenden Nachteile eines unbekannten Auslandsmarktes, zu kompensieren durch zum Beispiel „Know-How“-Vorsprünge, Spezialisierungsvorteile oder patentierte Produkte
  • „Location Advantages“: Standortvorteil treten auf, wenn länderspezifische Vorteile ein Produktion im Ausland vorteilhafter als im Stammland erscheinen lassen
  • „Internalization Advantages“: Internalisierungsvorteile treten auf, wenn es für ein Unternehmen rentabler ist selber zu produzieren statt die Tätigkeit an ein Unternehmen im Gastland zu übergeben („Outsourcing“)


Standortwahl


Das bedeutenste Kriterium, zur Auswahl des Gastlandes beziehungsweise der Region, ist die Standortwahl in Zusammenhang mit dem Hauptziel der individuellen Internationalisierungsstrategie des Unternehmens. Es wird primär unterschieden in markt- und kostenorientierte Motive. Marktorientierten Motive umfassen das Erschließen neuer Märkte, insbesondere schnell wachsender Absatzmärkte mit großem Marktpotential, die Nutzung eines ausländischen Standortes als Exportbasis, die Sicherung bestehender Märkte und die Informations-Arbitrage, sprich der Zugang zu Wissen, Technologie und Erfahrung. Kostenorientierten Motive sind vor allem Lohnkostenvorteile, Steuervorteile, Umgehung der Einfuhrzolle und Einkaufs- und Beschaffungsvorteile. Weitere Motive sind die lokale Umwelt- und Sozialgesetzgebung, sowie die politische Stabilität oder auch die staatlichen Investitionsanreize.


Trends aus dem World Investment Report 2019

  • FDI Weltweit: 1 300 Mrd. $ ( -13%)
  • FDI in Entwicklungsländer: 706 Mrd. $ ( +2%) insbesondere EU ( - 55%)
  • FDI in Industrieländer: 557 Mrd. $ ( -24%) insbesondere Afrika ( +11%) und Asien ( +4%)  
  • M&A: 816 Mrd. $ ( +18%)
  • „Greenfield Investement“: 981 Mrd. $ ( +41%)


Kritik – „To what extent are FDI healthy for the home and host economy?“


  • „Sweatshops“: Ausbeutung des Gastlandes insbesondere im Hinblick auf Arbeitsstandards in Entwicklungsländern
  • Zweckgesellschaften: Steuerbegünstigung, interne Fremdkapitalbeschaffung und internes Liquiditätsmanagement durch Tochtergesellschaften im Ausland
  • Polarisierungseffekt: FDI führt durch ungleiche Ressourcenverteilung zu sektoralem und regionalen Ungleichgewicht
  • Fehlende internationale Rahmenbedingungen für die Regelung von FDI
  • „Crowding Out“: Große Konzerne verdrängen lokale Anbieter


Quellen:


Hinrichs, C. (2005). Ausländische Direktinvestitionen als Wachstumsmotor?-Eine Empirische Analyse am Beispiel Lateinamerikas (Doctoral dissertation).

Stehn, J. (1992). Ausländische Direktinvestitionen in Industrieländern: theoretische Erklärungsansätze und empirische Evidenz. Tübingen: Mohr.

GAD, D. G., & Ellmers, B. (2015). Der Beitrag ausländischer Direktinvestitionen zur Entwicklung des Südens–Theoretische Überlegungen. Ausländische Direktinvestitionen–Königsweg für die Entwicklung des Südens?, 6.

https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/21236/zahlungsbilanz

https://unctad.org/system/files/official-document/WIR2019





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