- Erstellt von Alice Spinelli, zuletzt geändert von Alessandra Origgi am 04.06.2017
Sie zeigen eine alte Version dieser Seite an. Zeigen Sie die aktuelle Version an.
Unterschiede anzeigen Seitenhistorie anzeigen
« Vorherige Version anzeigen Version 21 Nächste Version anzeigen »
Der Reim ist der Gleichklang von zwei oder mehr Wörtern ab dem letzten betonten Vokal. Die Reime finden sich meistens am Ende der Verse und erfüllen in den Gedichten u.a. eine strukturierende Funktion: Metrische Formen definieren sich oft über Reimschemata.
Bsp. von Reimen:
serena : piena;
onore : amore
acerba : superba
Position der Akzente
Verschiedene Reimarten können anhand der Position der Akzente unterschieden werden:
Rima piana: Der Akzent liegt auf der vorletzten Silbe.
Beispiel: cori : ardori- Rima tronca: Der Akzent liegt auf der letzten Silbe.
Beispiel: cor : armor Rima sdrucciola: Der Akzent liegt auf der vorletzten Silbe.
Beispiel: comprendere : prendere
Unvollkommener Gleichklang
Wenn der Gleichklang nicht perfekt ist, ergeben sich weitere Phänomene:
- Assonanz (assonanza): Nur die vokalischen Elemente sind identisch; z. B. agosto : conosco.
- Konsonanz (consonanza): Nur die konsonantischen Elemente stimmen überein; z. B. padre : leggiadro.
Reimschemata
Die häufigsten Reimschemata sind:
- Paarreim (rima baciata): AA BB CC
- Kreuzreim (rima alterna oder alternata): ABAB CDCD EFEF
- Umschlingender Reim (rima incrociata oder abbracciata): ABBA CDDC EFFE
- Kettenreim (rima incatenata): ABA BCB CDC
Zur Kennzeichnung von Reimschemata bei der metrischen Analyse werden Buchstaben verwendet. In einem Gedicht, das nur aus Elf- und Siebensilblern besteht, kann man die zwei Versmaße unterscheiden, indem die Siebensilbler mit Kleinbuchstaben, die Elfsilbler mit Großbuchstaben markiert werden. Wenn mehrere Versmaße verwendet werden, sollten sie durch tiefgestellte Zahlen markiert werden:
Su questa lira
la bella Clio dipinse
l‘orribil cinghïal, che Adone estinse;
e qui sospira,
tinta di morte il viso,
Ciprigna il caro anciso
A5 (Fünfsilbler)
B7 (Siebensilbler)
B11 (Elfsilbler)
A5 (Fünfsilbler)
C7 (Siebensilbler)
C7 (Siebensilbler)
→ Der Gleichklang der Reime ist vollkommen, auch wenn offenes e, o mit geschlossenem e,
o reimen (véde : piède, vérde : pèrde)
→ Der Gleichklang der Reime ist vollkommen, auch wenn i mit geschlossenem e reimt, und wenn u mit geschlossenem o reimt (vedere : dire, sotto : tutto)
Historische Erklärung
Diese Besonderheiten haben mit dem Vokalsystem des Altsizilianischen zu tun. Die ersten Gedichte der italienischen Literatur waren im Kreis der Dichter der scuola siciliana (rund um Friedrich II., der in Sizilien regierte) auf Altsizilianisch verfasst worden; im Vokalsystem des Altsizilianischen war u das Ergebnis der Entwicklung des lateinischen geschlossenen o; im Vokalsystem des Alttoskanischen dagegen wurde das lateinische geschlossene o zum geschlossenen o. Als Kopisten aus der Toskana sizilianische Gedichte abschrieben, "toskanisierten" sie die Sprache der Gedichte; insbesondere adaptierten sie das sizilianische Vokalsystem. Der Vokal u wird somit zu o, deswegen wurde z. B. der Reim fui : vui zu fui : voi. Solche Reime wurden von der Tradition als richtig anerkannt und sind sogar bei Petrarca zu finden.
- Keine Stichwörter